(HKC Band I, S. 176ff; Schimmerbuch Kap. 15, 16; zu den Reden siehe 7. Kapitel)
Die Chargierten tragen auf der Kneipe Kneipjacken zu dunklen Hosen. Trageform:
Kopfbedeckung aller Aktiven ist die Mütze. Inaktive tragen haben ebenfalls Mütze zu tragen, nur im inoffiziellen Teil darf Tönnchen getragen werden.
Zur Kneipe erscheinen Aktive und Inaktive in dunklen Anzug, weißem Hemd und mit dezentem Schlips oder Querbinder, keinesfalls ist ein Halstuch ausreichend.
Helle Schuhe oder weiße Socken passen zu diesem Anzug generell nicht.
Die Kneiptafel mit Aschenbechern, Kerzen und Kommersbüchern sollte rechtzeitig aufgebaut sein. Zur Aufstellung einer Liste aller zu begrüßenden Gäste kann der Senior auf einen erfahrenen Inaktiven zurückgreifen (bei Farbunsicherheiten ist eine Versicherung beim Träger des Bandes besser als eine spätere "öffentliche" falsche Begrüßung).
Der Senior sollte zudem die Dankesredner vor Kneipbeginn festlegen und sie rechtzeitig, möglichst vor Beginn der Kneipe bitten, eine Rede zu halten.
Zwischen Gelöstheit und Disziplin ist ein Mittelweg anzustreben (siehe auch hier HKC, Schimmerbuch a.a.O.). Sowohl korrektes als auch "lockeres" Auftreten wirkt, wenn es übertrieben wird, nur noch lächerlich. Die Kneipe gilt im Allgemeinen als "Visitenkarte" des Corps, da bei ihr Stil und Form des gastgebenden Corps am leichtesten erkennen kann. Auch daher gilt es bei ihr, Disziplin zu wahren und alles, was deren Verlauf stören kann (Quergesänge oder Gespräche bei den Liedern) zu unterlassen!
Zutrünke an Füchse sind über den FM anzumelden; der FM leitet die Rücktrünke der Füchse. Dies dient zum einen der Kneipdisziplin und zum anderen der Schonung der Füchse. Will ein recipierter Corpsbruder auf das Wohl eines oder mehrer Füchse trinken, teilt er das folglich dem FM mit. Dieser reagiert mit den Worten " Fuchs xyz freut sich, sagt laut und deutlich Prost und kommt zu gegebener Zeit nach!". Der Fuchs steht darauf auf und nippt nur an seinem Glas, da er im inoffiziellen Teil den Zutrünken gesammelt nachkommt. So wird auf jeden Zutrunk geantwortet und der Fuchsmajor kann verhindern, daß die Füchse schon während des offiziellen Teiles abgeschluckt werden.
Kommandos Kösener Kneipen kommen ohne unnötiges Beiwerk, lateinische Sprüche, überflüssige Kommandos und endlose Rituale aus, das schöne Kommando "Fumare et elektro lumen ex!" beispielsweise wird bei Kösener Kneipen nicht an unsere Ohren dringen. Ein gewisses Zeremoniell und eine Portion Disziplin (auch im Suff!) gehören allerdings auch bei uns dazu.
Bierjungen dürfen während der Kneipe nur im inoffiziellen Teil getrunken werden. Hängt jemand im offiziellen Teil Bierjungen, so ist er vom Senior in den Bierverschiß (BV) zu erklären, ebenso derjenige der annimmt oder gar trinkt. Beim Bierjungen im inoffiziellen Teil hat der Unparteiische den Senior um Silentium zu bitten, die Paukanten zu bestimmen und den Teil der Kneiptafel zu bezeichnen, für den das Silentium gelten soll. Auch und gerade auf Kneipen gilt der Biercomment!
(HKC Band I, S.188; Schimmerbuch S.67)
a) Entstehung
Der Schoppensalamander entstand um ca. 1820 in Breslau zu Ehren des Schnapsgottes "Salamander", er wurde daher zunächst mit Schnaps getrunken.
b) Ablauf
Der Salamander wird zu Ehren von Gästen (Alte Herren und Inaktive, Vertreter von Verhältniscorps), nach einer entsprechenden Rede, nach folgendem Muster gerieben:
Das Kommando weicht allerdings von SC zu SC voneinander ab.
Der Schoppensalamander sollte nicht auf das Wohl uns weniger wichtiger Gäste (Angehörige des SC und fremder Corps, nicht corporierte Gäste mit Ausnahme von Ehrengästen) gerieben werden, da er sonst verflacht und seine Wirkung durch inflationäre Anwendung verfehlt.
Die Kneipe beginnt um 20hct, der Senior sollte jedoch schon ab 20hst seinen Platz eingenommen haben. Gleiches gilt für den Fuchsmajor.
Der Senior eröffnet die Kneipe pünktlich etwa mit den Worten:
"Silentium ! Ich eröffne die ...kneipe (je nach Anlaß) und trinke mit allen Anwesenden auf deren feucht-fröhlichen Verlauf einen kräftigen Schluck! Prost!"
Während des Silentiums stehen Senior und FM; ist das Silentium beendet setzen sich beide, einer zusätzlichen Ankündigung ("Silentium ex!") bedarf es nicht.
Lieder, dabei hat sich folgende Ankündigung bewährt:
"Silentium ! Als erstes (zweites,...letztes) Lied des offiziellen Teiles singen wir auf Seite ... das Lied ... (Titel)". Eventuell kann der Senior bestimmen, wer das Lied anstimmen soll, sollte aber sicher sein, daß der/die Aufgeforderten das Lied auch beherrschen.
Zwischen den Strophen wird nicht kommandiert, auch Ankündigungen ("zur zweiten", etc...) sind überflüssig.
Zur vorzeitigen Liedbeendigung wird kommandiert "zur letzten".
Ist das Lied beendet, erfolgt die Ankündigung: "Ein schönes Lied ist verklungen, ein Prost allen fröhlichen Sängern!" (Zutrunk). Nach dem Zutrunk kann der Senior Nicht-/Falschsänger stärken lassen.
Begrüßung in folgender Reihenfolge:
Normannia Dir gehör´ ich,
Dir weih' ich Herz und Hand,
auf Deine Farben schwör' ich,
blau - silber - schwarzes Band!
Normannia wird's beweisen
beweisen durch die Tat,
das Herz und auch das Eisen
stets brav geschlagen hat!
Da nach der Farbenstrophe ein allgemeines Anstoßen üblich ist, wird kein abschließendes "Prost den fröhlichen Sängern" gewünscht. Der Senior schließt mit den Worten: "Silentium ! Hiermit schließe ich den offiziellen Teil der Kneipe. Ich suspendiere die Kneipe für 15 Minuten!"
Der Senior, der sich für ein kurzes Verlassen während der Suspendierung möglichst vom Consenior/Dittchargierten, auf jeden Fall aber von einem CB vertreten zu lassen hat, soll nach den 15 Minuten dafür sorgen, daß alle ihre Plätze wieder einnehmen.
Er eröffnet den inoffiziellen Teil: "Silentium ! Hiermit eröffne ich den Inoffiziellen Teil der Kneipe und trinke mit allen Anwesenden einen krftigen Schluck."
Im inoffiziellen Teil werden weiterhin Lieder gesungen, der Senior sollte jedoch bedenken, daß es mit zunehmender Alkoholisierung der Anwesenden schwieriger wird, die Kneipdisziplin aufrecht zu erhalten (insbesondere Liedauswahl beachten). Grundsätzlich bleibt der Senior bis zum Ende der Kneipe im Präsidium sitzen. Wenn die Kneipe sich leert, soll er verbleibende Anwesende auffordern, aufzurücken und die Lücken zu schließen.
Die Kneipe endet erst, wenn alle Gäste und Corpsbrüder gegangen sind. Der Senior ist "letzter Mann" oder teilt zumindest hierzu einen zuverlässigen Corpsbruder ein. Wenn er die Kneipe verläßt, hat er dies dem Consenior mitzuteilen, der für den weitern Verlauf der Kneipe verantwortlich ist. Ebenso hat sich jeder Aktive beim Senior oder ältesten Aktiven abzumelden.
Der FM hat zügig mit den aus dem offiziellen Teil offenen Rücktrünken zu beginnen: "IaCB ...! Mein Fuchs ... möchte sich erlauben, Deinem feundlichen Zutrunk in Form eines Ganzen (Halben, je nach zuvorgetrunkenem Quantum) nachzukommen." Es folgt ein "Prost!" des Fuchsen Richtung des Angesprochenen, der Fuchs trinkt.
Der FM kann auch einzelnen Zutrünken zusammenfassend nachkommen lassen; bei vielen Zutrünken empfiehlt sich etwa drei Zutrünken mit einem Ganzen des Fuchsen nachkommen zu lassen - dabei riskiert der FM aber, selber abgeschluckt u werden.
Sind alle Füchse Ihren Bierverpflichtungen nachgekommen, wendet sich der FM an den Senior: "Senior! Die Füchse sind ihren Bierverpflichtungen nachgekommen. Ich bitte die Fuchsentafel aufzuheben." Nach Stattgabe des Seniors rücken die Füchse an die Kneiptafel auf.
Der Kommers unterscheidet sich im Ablauf von der Kneipe durch das Fehlen eines inoffiziellen Teiles. Stattdessen wird am Ende des Kommerses ein sogenannter feierlicher Landesvater gestochen. Kommerse werden nur zu feierlichen Anlässen wie runden Stiftungsfesten gefeiert.
Der Landesvater
Die Geschichte des Landesvaters ist nicht eindeutig zurückzuverfolgen. Erste Quellen lassen darauf schließen, daß dieser Brauch seinen Anfang im 17. Jahrhundert nahm. In seiner heutigen Fassung liegt der Landesvater seit 1782 vor. Durch die Um- bzw. Neudichtung des Jurastudenten Niemann aus Kiel erfuhr der Landesvater immer größere Verbreitung. Niemann, der den Brauch mit dem Titel "Vaterlandslied bei entblößtem Haupt und Degen" versah, machte ihn zu einer Hymne auf Vaterland, Herrscherhaus und Burschentum. In der Folgezeit - Aufklärung und besonders Vormärz - wurden die auf den regierenden Fürsten ("Landesvater") bezogenen Verse aus dem Lied entfernt. Dies rührt daher, daß die meist burschenschaftlichen Herausgeber der aufkommenden Kommersbücher meist republikanisch orientiert waren. Versuche, diesen Bezug zum "Landesvater" wiederherzustellen, scheiterten. Der Landesvater in seiner heutigen Form ist somit als ein Hochgesang auf das Vaterland im weitesten Sinne, das Burschentum als solches und die Freundschaft - Brüderlichkeit - untereinander zu verstehen.
Der Landesvater besteht aus dem gleichnamigen Lied und einer Zeremonie, während der die Mützen der Anwesenden durch zuvor gewählte Chargierte - nicht zu verwechseln mit den Chargierten des Präsidiums - auf geschliffene gespitzte Schläger "aufgespießt" werden. Hierzu steigen die Chargierten auf bereitgestellte Stühle hinter je zwei Teilnehmer, die sich gegenüberstehen. Durch gegenseitigen Händedruck, das Singen der Verse und das Durchbohren der Mützen soll Verbundenheit demonstriert werden. Die Mützen verbleiben auf den Schlägern, bis sich die Mützen des letzten Paares auf den Schlägern befinden. Sodann werden die Mützen in umgekehrter Reihenfolge an die Teilnehmer zurückgegeben. Dabei wird die neunte Strophe für jedes Paar gesungen.
Text des Liedes:
Durch die Abgabe und das Durchbohren der Mütze, die den Träger zum einen eindeutig als Angehörigen eines Bundes ausweist, zum anderen den Träger mit Würde und Stolz erfüllen, gibt der Teilnehmer folgendes zu erkennen: Es gibt etwas noch wertvolleres als die eigene Würde und den Gedanken an sich, nämlich die Freundschaft und die Gemeinschaft. Durch das Abheben der Mütze äußerlich in eben jener Würde geschmälert, soll sich der Teilnehmer während der verstreichenden Zeit bis zum Wiedererhalt der Mütze der Gemeinschaft bewußt werden. Nach der Erneuerung dieses Bekenntnisses zur Gemeinschaft kann er die Mütze als Zeichen dieser Bestätigung wieder aufsetzen.
Den Landesvater sollte man wegen seiner tieferen Bedeutung nur mit einem besonders nahestehenden Corpsstudenten stechen.
Die Vorbereitung und exakte Durchführung des Landesvaters sind im Schimmerbuch ausführlich beschrieben. Eine Deutung des Textes, der aus heutiger Sicht oftmals als nationalistisch mißverstanden wird, ist in gelungener Form in der Ausgabe 3/86 der Deutschen Corpszeitung nachzulesen.